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(Tages-Anzeiger.ch - Erstellt: 03.10.2014, 07:11 Uhr)

Geld verdienen mit dem Vermieten des eigenen Autos

Das Zürcher Start-up Sharoo lanciert Mobility für Privatautos. Die Investoren sind prominent – den Mini gibts für 10 Franken pro Stunde.

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Von Adrian Sulc

 

Migros, Mobiliar und MobilityDer weisse Mini Cooper steht in einer Quartierstrasse im Zürcher Seefeld und kann rund um die Uhr gemietet werden. 10 Franken pro Stunde oder 60 Franken für einen ganzen Tag kostet die Miete, dazu kommt eine Versicherungsprämie und ab Kilometer 50 ein Kilometertarif. Wer sich bei der Zürcher Firma Sharoo mit einer Kopie seines Führerscheins registriert hat, kann den Mini im Internet reservieren und ihn vor Ort mit der ­Sharoo-Smartphone-App aufschliessen. Der Zündschlüssel liegt dann im Handschuhfach bereit. Nach der Benützung wird das Auto wieder an seinem Platz abgestellt und mit der App abgeschlossen. Mieter und Vermieter müssen sich nie treffen, die aufwendige Schlüsselübergabe entfällt.

Die Geschäftsidee von Sharoo leuchtet ein: Die meisten Autos im Land stehen häufig unbenutzt herum. Das Internet macht es nun – wie bei Ebay oder Airbnb – möglich, dass Anbieter und Nachfrager eines ganz spezifischen Produkts miteinander ins Geschäft kommen.

Im Fall des weissen Mini sieht es jedoch danach aus, als hätte der Anbieter noch kaum Nachfrager gefunden: Der Reservationskalender ist für diese ­Woche komplett leer. Bei vielen anderen Autos sieht es ähnlich aus – ausgelastet sind sie noch lange nicht.

Das liegt auch daran, dass die Plattform von Sharoo erst im vergangenen Mai lanciert wurde. Rund 300 Autos sind in Schweizer Städten heute mit dem System ausgerüstet, welches das Fahrzeug mittels Smartphone-App öffnen und schliessen kann. 400 Franken kostet das Gerät, bisher hat es Sharoo allen Teilnehmern geschenkt. Knapp 5000 Mieter haben sich laut Sharoo-Chefin Eva Lüthi registriert. Doch es wurden bislang erst 1700 Fahrten getätigt. «Wir müssen Ende Jahr nochmals kräftig Gas geben», sagt Lüthi dazu.

Finanzieren soll sich Sharoo dereinst mittels Kommissionen auf den Mietpreisen. Diese betragen je nach Modell 5 bis 30 Prozent. Dass die Gewinnschwelle noch weit entfernt ist, muss Firmen­chefin Lüthi keine Sorgen bereiten: Die Aktionäre von Sharoo sind drei der bekanntesten Genossenschaften im Land: Die Migros besitzt über ihre Elektro­mobilitäts-Tochter M-Way 56 Prozent am Unternehmen, die Berner Versicherung Mobiliar 33 Prozent und die Car­sharing-Organisation Mobility die restlichen 11 Prozent. Den drei Genossenschaften geht es nicht in erster Linie darum, dass Sharoo Gewinne abwirft. Und sie haben das Unternehmen mit ­finanziellen Mitteln ausgestattet, von denen andere Start-ups nur träumen können. Allein das Aktienkapital von Sharoo beträgt 900'000 Franken.

Die Migros sieht das Modell als Ergänzung für ihre Elektroauto- und Nachhaltigkeitsinitiative. Für die Mobiliar wiederum ist Sharoo ein Experimentierfeld für Versicherungslösungen in der sogenannten Sharing Economy. Natürlich müssen die Sharoo-Nutzer die Vollkasko-Versicherung (rund 15 Franken für 4 Stunden Mietzeit) bei der Mobiliar abschliessen. «Wir lernen, wie wir Risiken versichern, die wir nicht genau kennen und die nur für eine beschränkte Zeit entstehen», schreibt Mobiliar-Sprecher Jürg Thalmann.

Mobility, die dritte Aktionärin, will Sharoo nicht als Konkurrenz zum eigenen Angebot betrachten. Die beiden Angebote würden verschiedene Nutzer anziehen, so Mobility-Sprecher Patrick Eigenmann. Je mehr Angebote es gebe, «desto stärker verankert sich die Idee des Carsharings in der Schweiz».

«Vertrauen ist ein Riesenthema»

Weil bei Sharoo anders als bei Mobility Privatautos angeboten werden, muss das Vertrauen in die Mieter deutlich grösser sein. Deshalb bietet Sharoo den Vermietern an, ihr Auto auch nur mit dem eigenen Freundeskreis oder Leuten aus der eigenen Nachbarschaft zu teilen. Zudem können sie die Option «auf Anfrage» wählen, bei welcher sie zuerst das Profil des Automieters begutachten können. «Vertrauen ist ein Riesenthema», sagt Sharoo-Chefin Lüthi. So müssen sich Mieter und Vermieter denn auch nach jeder Fahrt gegenseitig bewerten und erhalten so positive Bewertungspunkte – in der Sharing Economy eine Art zweite Währung.

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