Seit einem Jahr leidet eine feine Frau mittleren Alters an chronischen Brustwandschmerzen. Damals wurde ihr wegen einem Tumor ene Rippe entfernt. Das ganze Jahr über war sie nie schmerzfrei, bis zu dieser zweiten Operation vor 10 Tagen, wo nochmals 2 Rippen entfernt und ein Rückenmuskel verplanzt werden musste. Nach der Operation wurde ihr ein Periduralkatheter eingelegt, wie es sie zb in der Geburtshilfe gibt, was sie 2 Tage absolut schmerzfrei machte. Wegen der Infektionsrate, die jeden Tag steigt, mussten wir die Patienten langsam von diesem Katheter losbekommen und versuchten am nächsten Tag die Dosis zu reduzieren. Nur ganz ganz wenig, was bei den meisten Patienten auch klappt. Nicht bei ihr. Seit dem Tag, wälzte sie sich wieder in Schmerzen, die trotz Dosiserhöhung des periduralkatheters aufs Maximum nicht mehr wegzukriegen war. Medikamente wurde an und abgesetzt, alles mögliche ausprobiert, was meiner Kollegin, die sie die ganze Woche betreut hat, schon graue Haare wachsen liess und sie sie mir dann übergab mit dem Worten: die Patientin ist so kompliziert, die treibt mich noch in den Wahnsinn. Am nächsten Tag übernahm ich die Patientin. Den ganzen Tag über bekamen wir die Schmerzen und nun auch Übelkeit nicht in den Griff, bis am abend das Telefon kam, dass die Patientin bald kollabieren würde. Schweissgebadet und hypeventilierend sass sie im Bett. Mein Oberarzt hatte die goldene Idee, nun welche Medikamente einzusetzen, wir einigten uns gemeinsam auf eine Strategie, die wir nun konsequent verfolgten. Doch die Medikamente, die ich ihr jetzt geben konnte, wirkten nicht sofort, sondern erst nach 30min oder noch später. In meiner Verzweiflung wagte ich einen Versuch und fragte sie, ob sie sich einlassen möge auf ein Experiment. Während einer halben Stunde führte ich sie in eine Meditation. Mit ruhiger Stimme, wie ich das schon immer tun würde, obwohl ich es noch nie tat, langsam sprechend, damit ich genug Zeit hatte, zu überlegen, wie ich wohl weitermachen könnte. Immer den Eindruck gebend, dass ich genau weiss, was ich tue und alles schön im Griff habe. Schlusendlich führte es dazu, dass sich die Situation tatsächlich radikal entspannte. Sie lag nun mit deutlich weniger Schmerzen im Bett, war psychisch nicht mehr auf ihren Schmerz fixiert, der völlig der Mittelpunkt geworden war und konnte wieder normal atmen. Seit dem Tag hat alles eine Kehrtwende eingenommen. Es geht ihr tausend mal besser, sie war gottenfroh um die Meditation, die ich am nächsten Tag nochmals wiederholte, wobei nun auch schon die Zimmernachbarin mitmachen wollte. Auch der Schmerzkatheter liess sich nun problemlos entfernen, obwohl danach deutlich heftigere Schmerzen zu erwarten gewesen wären. Für beide von uns war das ein Schlüsselerlebnis, beide gottenfroh, dass diese Schmerzen nun ihr Ende nahmen, beziehungsweise sie viel besser damit umgehen kann. Solche Tage sind wahre Freudentage, als Arzt arbeiten zu dürfen. Und: Wohl die Zeit, Hypnose zu lernen. Es war wirklich einfach sooo geil, wie es der Patientin geholfen hat, wo die Medikamente langsam aber sicher an ihre Grenzen kamen und wirklich eine Kehrtwende in der ganzen Dynamik nahm. Zusammen mit den Medikamenten.