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ACHTSAMKEIT - Definition

 

In der gewöhnlichen Umgangssprache wird "Achtsamkeit" begrifflich kaum je von "Aufmerksamkeit" unterschieden. Alltagspsychologisch ist dort mit Achtsamkeit zumeist eine erhöhte und dabei vielleicht auch noch absichtliche und damit "bewusste", oft auch noch gezielt gelenkte und kontrollierte, ansonsten aber ganz normale gewöhnliche Aufmerksamkeit gemeint wie etwa beim scharfen Beobachten, wachen Aufpassen oder gewöhnlichen "Achtgeben".

 

Allerdings ist schon diese selbstbestimmte und selbstgesteuerte Aufmerksamkeitsleistung recht bemerkenswert; denn sie geht mit wacherer und damit "höherer" Wahrnehmungsbereitschaft einher und meist auch mit einer besseren Selbst- und Fremdbeobachtung. Die wiederum ermöglicht eine "selbstbewusstere" und umsichtigere Willensbildung, eine realitätsgerechtere Selbststeuerung sowie ein schnelleres, flexibleres, einer Situation eventuell auch angemesseneres und "bewusstes" Handeln, das selbstbewusste Menschen gegenüber sämtlichen anderen reflexhaft reagierenden Lebenwesen auszeichnet.

 

Wie in der Wikipedia hier von mir beschrieben und mit Einzelnachweisen unterlegt finden sich in der buddhistischen Literatur dagegen viele Angaben (vor allem im Kapitel über "Achtsamkeit und Konzentration" des Buches Die Praxis der Achtsamkeit von Henepola Gunaratana), die nahelegen, dass es eine Aufmerksamkeitseinstellung gibt, die breiter oder weiter, offener und "umfassender" ist als die gewöhnliche oder übliche allgemein bekannte Aufmerksamkeitshaltung. (Siehe dazu Sati in den Pali Lehrreden von Analayo und dort bes. "1. Sati und geistige Weite", desweiteren die detaillierten psychologischen Erläuterungen in dem Buch des Bewusstseinsforschers Charles Tart, das hier angezeigt wird, oder den kürzeren Überblick hier von Akincano Marc Weber.)

 

Danach sind zwei prinzipiell unterschiedliche Aufmerksamkeitseinstellungen voneinander zu unterscheiden: 

 - auf der einen Seite gibt es die übliche, dh. eingeübte oder gewöhnliche, also zur Gewohnheit gewordene und mehr oder weniger konzentrierte Aufmerksamkeit mit ihrem entsprechend eng begrenzten Fokus. (Charles Tart charakterisiert diese gewöhnliche Aufmerksamkeitseinstellung in seinem schon genannten Buch als "Trance" und nennt sie daher "Alltagstrance", um sie von höhergradigen Trancephänomenen wie zB. der somnambulen Trance zu unterscheiden.) 

 - auf der anderen Seite steht die dazu gegenpolige Aufmerksamkeitseinstellung, die gänzlich unbeschränkt oder unbegrenzt und damit von vollständig weiter, gänzlich offener Art ist, eine Aufmerksamkeitshaltung, die naheliegt, als grenzenlose Achtsamkeit zu bezeichnen.

 

Akincano M. Weber kennt für diese, das gesamte "Panorama" der realen Wahrnehmungsfülle umfassenden Aufmerksamkeitseinstellung die Bezeichnungen "Geistesgegenwart" und "Gewahrsein". Besonders der erste Begriff legt wegen seiner schillernden Bedeutung in der Alltagssprache allerdings noch andere Assoziationen nahe, so dass für das Gemeinte vielleicht der eher selten gebrauchte Begriff "Gewahrsamkeit" geeigneter wäre. Am treffendsten erscheint mir aber die Bezeichnung von Chögyam Trungpa, der diese Aufmerksamkeitshaltung "Panoramabewusstheit" genannt hat.

 

In der Sommerausgabe 2008 des Magazins Connection-Spirit habe ich mich bemüht, den Unterschied zwischen diesen beiden "geistigen" Haltungen zu erläutern. Ein Echo darauf ist die Auseinandersetzung der Schriftstellerin Vera Simon mit dem Thema in ihrem Blog hier. Vorstehende Hinweise habe ich umfassender dargestellt in meinem Beitrag "Panoramabewusstheit" - fact or fiction? - Bekanntes und Unbekanntes zur Psychologie des Achtgebens." zu dem von Harald Piron und Renaud van Quekelberghe herausgegebenen Sammelband Achtsamkeit, Heilung, Selbsterkenntnis., Band 1 der Reihe Meditation und Yoga. Klotz, Eschborn und Sich-Verlagsgruppe, Magdeburg 2010, S. 187-194.

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ACHTSAMKEIT - Einführung

"Achtsamkeit" ist ein Begriff unserer Alltagssprache, der harmlos aussieht. Er steht für für die Fähigkeit zur Ausübung von Aktivitäten wie achthaben oder achtgeben, beachten und beobachten, sich in acht nehmen, außer acht lassen bis hin zu achten, hochachten und Achtung erweisen oder zollen.

In den letzten Jahrzehnten ist dem Wort "Achtsamkeit" jedoch ein Nimbus zugewachsen, als handle es sich dabei um anderes oder mehr oder vielleicht sogar um weit Bedeutenderes als die gewöhnliche Fähigkeit, wie etwa in der Schule auf etwas aufzupassen.

 

Aus psychologischer Perspektive ist diese schleichende Bedeutungsverschiebung interessant; denn seitdem werden der Aufmerksamkeitsleistung in Form von "Achtsamkeit" auch mehr und weiterreichende Auswirkungen zugeschrieben werden als bloßer Aufmerksamkeit oder Konzentration. Dabei besteht achtgeben und sich zu konzentrieren nur darin, seine Aufmerksamkeit absichtlich auf etwas oder jemanden auszurichten und zu fokussieren - oder psychologisch genauer: sich einer Sache oder Person aufmerksam zuzuwenden!

 

Hintergrund und Einzelheiten dieser Entwicklung wird in dem Wikipedia-Eintrag zum Stichwort "Achtsamkeit" recht informativ dargestellt.

 

Hier möchte ich das Thema "Achtsamkeit" nicht nur seiner Aktualität wegen aufgreifen. 2008 ist hierzulande nämlich ein Buch mit dem Aufsehen erregenden Titel Die Achtsamkeitsrevolution (*) erschienen.Im August 2011 fand in Hamburg sogar ein Internationaler Kongress Achtsamkeit statt, dem im Jahr davor in Berlin schon der ähnlich ausgerichtete Kongress Meditation und Wissenschaft vorausgegangen war.

 

Hier könnte es sich realiter um Anzeichen einer bis in die Wissenschaft reichenden Bewusstseinsrevolution handeln!

 

Die Achtsamkeits- oder Einsichtsmeditation - auch Achtsamkeitspraxis oder Vipassana genannt - stellt im Buddhismus immerhin die zentrale Geistestechnik dar, mit der Wundervolles, ja Wunderbares erreicht werden können soll: "Erleuchtung" sowie "Befreiung" vom Leiden.

 

Dann aber muss mit "Achtsamkeit" zumindest im Buddhismus weit mehr gemeint sein als schlichte Aufmerksamkeit, wie wir sie alle kennen.

 

An dieser Stelle macht sich nachteilig bemerkbar, dass es in der westlichen Psychologie an genauer Kenntnis unserer Fähigkeit zur "Aufmerksamkeit" fehlt, also aufzumerken und achtzugeben. Andererseits sind hier auch die psychologischen Kenntnisse aus der 2500jährigen Tradition des Buddhismus wenig bekannt. Deswegen ist der Hinweis nötig, dass Buddhisten das Wort ´"Achtsamkeit" im Deutschen lediglich als Entsprechung für ihren zentralen Begriff "sati" verwenden.

 

Es gibt nämlich in unserer Umgangssprache keinen Begriff mit einer Bedeutung, die der von "sati" auch nur nahe kommt, so weit reicht diese über das gewöhnliche Verständnis von Aufmerksamkeit und Achtsamkeit hinaus. (Im Englischen wird "sati" mit dem Kunstbegriff "mindfulnes" wiedergegeben, der weit mehr anklingen lässt.) Das Gemeinte wird deswegen immer wieder auch mit anderen Begriffen anzudeuten versucht wie z.B. Geistesgegenwart, Gewahrsamkeit oder Gewahrsein, reine Aufmerksamkeit, treffliche Achtsamkeit, klares Bewusstsein, offene Weite, Panoramabewusstheit, wenn nicht gleich bildhafte Umschreibungen gewählt werden wie etwa die von einem "Zustand, in dem der Geist weit ist wie das Firmament."

 

"Achtsamkeit" ist aber das Wort geblieben, das in diesem Zusammenhang am häufigsten Verwendung findet. Es steht somit an, das genauer zu bestimmen, was mit "Achtsamkeit" i.S.v. "sati" gemeint ist.

 

Diese Aufgabe ist lohnend. Das möchte ich in weiteren Beiträgen zeigen, aus psychologischer Perspektive vertiefen und gemeinsam diskutieren. Dabei wird erkennbar werden, dass es möglich ist, in präzis angebbaren Schritten den besonderen Aufmerksamkeitszustand, der mit Achtsamkeit gemeint ist, gezielt zu entwickeln und einzutrainieren, Hierauf baut das Achtsamkeits-Entwicklungs-Training (AET) auf, das ich seit einigen Jahren mit Erfolg durchführe.

 

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(*) Der Originaltitel des 2006 erschienenen Buches von Alan Wallace lautet allerdings anders, nämlich The Attention-Revolution. Der deutsche Titel müsste demnach eigentlich "Die Aufmerksamkeits-Revolution" heißen. Im Untertitel der Übersetzung ist denn auch richtig nur von Konzentration und nicht von der dazu genau genommen gegensätzlichen Achtsamkeit die Rede, wenn dort dazu aufgefordert wird "Aktivieren Sie die Kraft der Konzentration"!

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Gemeinschaft

diese intensive Zeit und immer wieder die Einsamkeit auf meinem wunderbaren Weg.....wünsche mir, das mit jemandem zu teilen, den gemeinsam ist man stark.......

Wer hat Lust auf eine Lebensgemeinschaft-Gründung im Raum Bern-Schwarzenburg mit einer leibenswerten, ein wenig verrückten, achtsamen 35-jährigen Menschin, die die weise Hohepriesterin in sich ebenso ausleben will wie das wunderbare Kind,und einer ebensolchen Katzendame mit einem braunen und einem blauen Auge....um gemeinsam zu leben, lieben,lachen,weinen, beobachten, wahrnehmen, fühlen, tanzen, singen, Feuer entfachen, sich in den Fluss begeben, stil zu sein, Wein trinken und philosopiehern, Feste feiern, Fliegen und Erde unter den Füssen spüren, All-tag teilen.....

 

Habe gerade genug davon ,meinen Weg alleine zu beschreiten, lasse alle  altbekannten Sicherheiten los und öffne mich dem Fluss des Wassermannzeitalters...

 

wir freuen uns über alles was entstehen mag, umarm Andrea & Flora

 

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Was wenn.. das Herz zu schlagen aufhört?

Ein ganz normaler Tag. 7 uhr, ich erkunde mich über die Neueintritte auf der Intensivstation. Ein Mann, Jahrgang 67, hat sich am Samstag bei einem Fest an einem Stück Wurst verschluckt. Die Verlegung des Atemweges führte innert Kürze zum Bewusstseinsverlust und Herzstillstand. 20 Minuten später trifft die Rega ein, entfernt das Wurststück und beginnt zu reanimieren. Und tatsächlich beginnt das Herz wieder zu schlagen, er wird auf die Intensivstation verlegt, wo er nun seit 2 Tagen liegt. Durch den Sauerstoffmangel hat er einen schweren Hirnschaden erlitten, liegt in Embryostellung im Bett, Kommunikation ist keine möglich. Es ist nicht anzunehmen, dass er sich aus seiner schweren Behinderung je wieder erholt.

 

Gleich geht es seinem Nachbar, Jahrgang 55. Beim Rasenmähen ist er umgefallen, die Kinder holten Hilfe. Seine Nachbarin begann sofort mit der Reanimation, der Mann überlebte. Auch er liegt auf der Intensivstation. Die Augen geöffnet, Reaktionen auf Umweltreize sind allerdings keine ersichtlich. Die Familie ist dankbar, dass er lebt. Ob ihr wohl bewusst ist, dass er lebenslänglich in diesem Zustand bleiben wird?

 

Betroffen erzähle ich meinem Oberarzt. Der erzählt mir, dass er nach der Geburt seines ersten Sohnen seine Frau reanimieren musste. Wegen grossem Blutverlust, hat auch ihr Herz zu schlagen aufgehört. Sie ist wieder völlig gesund, hat keine neurologischen Schäden, eine Frau, der man nichts ansehen würde.

 

Immer wieder erlebe ich, dass diese Situationen die Angehörigen völlig überfordern. Verständlicherweise. Nur selten wissen die Angehörigen, was die betroffenen wirklich wollten, sind völlig überrascht von der Situation und müssen innerhalb Stunden oder Tagen grosse entscheidungen treffen. Schwierig. Sehr schwierig. Habt ihr euch schon mal überlegt, was ihr in einer solchen Situation möchtet? Wie steht ihr zum Tod? Möchtet ihr reanimiert werden? Würdet ihr eine Behinderung jeglichen Schwerengrades in Kauf nehmen? Wie lange möchtet ihr beatmet und intesiv in euren Lebensfunktionen unterstützt werden? Habt ihr mit jemandem gesprochen? Wissen eure nächsten Lieben, was ihr wollt?

 

Sabina

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