Guten Tag Allerseits,
Ich habe diesen Beitrag angekündigt mit folgenden Worten:
Die Kunst, Balance zu halten zwischen Freiheit und Verantwortung, Lebendigkeit und Integration, ... wie geht das ?
Wie sieht eine sinnvolle Haltung angesichts tagtäglich erfahrbarer Gier, Isolation, Manipulation und Aggression aus ?
Wie kann ein Ausstieg aus dem System gelingen, der dennoch mit den Füßen auf dem Boden bleibt ?
Dies ist ein sehr persönlicher Beitrag- ein persönliches Resümé meines Weges in den letzten 15 Jahren. Bis dato war mir nichts wichtger, als Mut zu machen zu Authentizität, Mut, der eigenen Seele Raum zu geben, Mut, sichtbar zu sein.
Dieser Newsletter ist sehr nah an mir persönlich dran, denn ich bin ein Stück weit in eine Vorbildrolle gegangen um zu zeigen, dass es möglich ist, frei zu sein UND Verantwortung zu übernehmen.
Nach jahrelanger Schikane verklagte ich jüngst das Finanzamt. Nicht das erste Mal lasse ich mir von Freunden und Familie sagen "Das geht doch nicht ! Die machen Dich platt". Und es wäre auch nicht das erste Mal, dass ich mich im Rahmen gemeinschaftlicher Vereinbarungen durchsetze - David gegenüber Goliath - und so auf meiner Mikorebene ein bisschen etwas gerade rücken kann...
Viele derer, die noch „gefangen in der Matrix" sind, halten es für selbstverständlich, sich von vermeintlichen Autoritäten klein machen zu lassen. Umgekehrt vergessen jedoch auch viele, die ausgestiegen sind, dass sie weiterhin Teil eines großen Ganzen sind und es keine Freiheit ohne Verantwortung gibt.
Ich selbst bin ja nicht nur „Lehrerin" und Begleiterin, sondern auch Lernende und Mensch, der diese Balance finden und halten muss. Wie ich das bisher gemacht habe und wo ich die Grenzen des Einzelnen sehe, versuche ich im Folgenden zu skizzieren:
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Die Medien sind voll von Enthüllungen über manipulierte Nachrichten, eingefädelte Kriege, unmoralische Bereicherung, vergiftete Lebensmittel.
Weniger reflektierte Menschen re-agieren auf solche Nachrichten mit Beschimpfungen und Forderungen gegenüber „dem Staat" oder einzelnen „Machtträgern". Fälle wie Höhnes, Clement, Guttenberg erinnern mich ein bisschen an öffentliche Steinigungen oder Hexenverbrennung, in denen die Opferrolle des breiten Volkes sich in der Hetze gegen einzelne Projektionsflächen entlädt. Hast Du mit eingestimmt in die Hetze ?
Hast Du deinen Frust und deine Hilflosigkeit auch auf die von Medien und Stimmungsmachern „aufgestellten" Projektionsflächen geschleudert ?
Warst Du Dir sicher, Ursachen und Zusammenhänge zu kennen ?
Woher ?
Ebenso wenig, wie die kollektive Kritik an einem System, das keiner mehr wirklich durchschaut, kann es eine Lösung sein, sich wie viele der Generation X ab nach Indien zu machen: Hartz IV finanziert und mit der Pseudointellektualität eines 16-Semester-Politologen wettern sie gegen Globalisierung und plädieren für das bedingungslose Grundeinkommen, während sie am Sonnenstrand ihre „Freiheit" feiern. Dieses Neu-Hippietum ist nichts anderes als der Auswuchs einer extremen Gemeinschaftsferne und Egozentrik, die aus ihrer Hilflosigkeit eine Stärke herbeizuzaubern sucht.
Aber natürlich sind auch all die Kostümträgerinnen und Krawattenheinis, die brav ihre >50h-Woche in irgendwelchem Hühnerställen abreißen, keine angemessene Antwort auf ein System, in dem keiner mehr so genau weiß, woher die Regeln eigentlich kommen, die alle 3 Minuten unser Leben durchkreuzen, ohne dass wir es überhaupt noch bemerken.
Wir brauchen keine Nachrichten über Ebola, verschollene Passagiermaschinen und Unrecht in Syrien, um festzustellen, dass der größte Teil von uns gehetzt, freudlos und ziemlich unkreativ irgendeiner Regel hinterherlebt.
Hilft es da wirklich, auf das satte Bankkonto zu sehen oder die weiche Kaschmirjacke zu streicheln ? Ist es wirklich ein Trost, wieder einmal auf sechs exquisiten Parties gewesen zu sein und mit den vertrauten Gestalten sich die Zeit vertrieben zu haben ? Oder Flucht nach Goa oder sonstwohin – um zu tanken für die nächste Runde Kreuzchenmachen ?
Wie sieht eine sinnvolle Haltung angesichts tagtäglich erfahrbarer Gier, Isolation, Manipulation und Aggression aus ?
Wie kann ein Ausstieg aus dem System gelingen, der dennoch mit den Füßen auf dem Boden bleibt ?
Die Kunst, Balance zu halten zwischen Freiheit und Verantwortung, Lebendigkeit und Integration, ... wie geht das ?
Ich habe das jetzt fünfzehn Jahre geprobt:
Bin einem Beruf nachgegangen, der nicht meinem Hochschulabschluss aber meinem Daseinsgrund entspricht, habe im Wald gearbeitet aber trotzdem Steuern gezahlt, habe meine Arbeit am „Wofür" und nicht am „Wogegen" ausgerichtet und mir erlaubt, Flipflops bei der Arbeit zu tragen, trotzdem Grasroot-Politik betrieben und beim Interimsmanagement spirituelle Größen aufgerufen.
Es geht.
Ich konnte machen, was ich für richtig hielt und habe wirtschaftlich gut gelebt – ohne Konzernmachenschaften zuzutragen, politische Ränke zu stützen oder Krieg und Betrug zu fördern. Und doch habe ich Massenware konsumiert, mit meinen Steuern ein System unterstützt, das ich nicht mehr verstehe, mich immer wieder in Rechtfertigungszwänge und Regeln quetschen lassen, deren Sinn sich mir nicht mehr erschließt.
Das hat mich viel Kraft gekostet. Und das ist ein Zeichen dafür, dass die Lösung noch nicht optimal ist.
Wie will man sich aus all dem heraushalten, wenn man in der Großstadt lebt und sein eigenes Geld verdient ?
Das ist meine persönliche, aktuelle Fragestellung.
Und doch glaube ich, für viele einen Weg erprobt und gezeigt zu haben, der deutlich freier macht als die oben beschriebenen Szenarien – Anklage / Flucht / Anpassung – es erlauben. Diese Erkenntnisse möchte ich hier für alle noch einmal zusammenfassen und teilen:
1. Den eigenen Wirkkreis überblicken - ohne Kontakt keine Verantwortung
2. Qualität nährt – Quantität zehrt
3. Jeder Mensch ist einzigartig – Vergleichen ist Vergiften
4. Angestellte sind Zombies – Arbeit und Kapital gehören zusammen
5. Mein Umfeld ist Teil von mir – und umgekehrt
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Was heißt das ?
1. Den eigenen Wirkkreis überblicken - ohne Kontakt keine Verantwortung
Genauso, wie nach Geld, streben viele Menschen blind und grenzenlos nach Macht oder Einfluss. Zugriff, Beteiligung, Kontrolle, Sichtbarkeit ... koste es was es wolle.
Auch die Konserven-Kollegen wie etwa Robert Betz oder Veit Lindau streben mit amerikanischen Multiplikator-Techniken Masse an. Oder hoch fähige Unternehmer/innen „sichern" immer noch mehr Geschäft, Aktionsfelder, Posten.
Warum und wofür ?
Was ist der Inhalt, der in diesen aufgeblähten Wirkräumen ankommen soll ?
Überblicken sie noch, was sie bewirken ?
Stehen sie ein, für die Effekte ihrer „Erfolgsmaschinen"?
(ehemals: Wissen sie, was sie tun ? )
Ich habe die Frage meines verantwortbaren Gestaltungsraums gelöst, indem ich mich geweigert habe, für Firmen zu arbeiten. Ich habe nur noch für Einzelpersonen gearbeitet, deren Motiv sich auf sie selbst, auf ihre eigene Öffnung und Freiheit bezog.
Es gibt einen Mensch-zu-Mensch-Kontakt, in dem ich unmittelbar ansprechbar bin und zugleich beobachten oder erfragen kann, was mein Tun bewirkt.
Das konnte ich nicht, als ich in der Universität Bayreuth Genome von Anaerobiern manipuliert habe. Das konnte ich auch nicht, als ich für die Bewag Stadtwerke gekauft habe. Das kann eigentlich niemand, der arbeitsteilig arbeitet oder versucht in Zusammenhänge einzugreifen, die er oder sie nicht überblickt.
Macht über das individuelle Verantwortungsvermögen hinaus ist nur scheinbar eine Voraussetzung für die Steuerbarkeit hochkomplexer Systeme. Dass dies eine Mär ist – erfunden und getragen von Menschen, die eben nicht verantworten, was sie verursachen - wird mehr und mehr deutlich.
Es geht hier weder um Allwissen noch von Risikoaversion. Ich spreche einfach von Verantwortung. Und die kann Mensch letztlich nur übernehmen, wenn er seinen Wirkbereich nicht über sein Wissen hinaus ausdehnt.
Was wäre, wenn es alle so machten ?
Würde das etwas am „System" ändern ?
... ich hoffe: ja.
Denn der Wandel geschieht Mensch für Mensch.
2. Qualität nährt – Quantität zehrt
Ich habe meinen Lebensstandard nicht künstlich aufgebläht und bin weitgehend konsumresistent. Statussymbole und gekaufte „Schmerzlinderer" – ob Wellnessreise oder technisches Spielzeug – sind für mich völlig uninteressant. Wenn ich unzufrieden war, habe ich mich um mein „Sein" gekümmert, nicht um mein „Haben".
Meine beruflichen Aktivitäten haben sich radikal an meinem „wofür" ausgerichtet: Ich habe Aufträge abgelehnt, die nicht eindeutig zur Erfüllung meiner Berufung führten, habe dafür gesorgt, sehr wenige Mandate mit sehr viel Zeit, Raum und Zuwendung zu pflegen statt „Menge" anzustreben. Habe Auftragslücken als Freiraum für mich genossen. Habe nicht aktiv akquiriert sondern auf den Magnetismus meiner Seele vertraut.
... und war nicht eine Sekunde im Mangel.
Wenn wir Wege vorleben und wechselseitig fördern, die sich der Übervorteilung und dem „immer noch mehr" verweigern, ändern wir etwas am Symptom der Gier. Wenn wir vorleben, dass Bescheidenheit alles andere als Resignation oder Schwäche ist, sondern vielmehr die Würde eines Menschen, der das Ganze zu würdigen weiß, setzen wir Zeichen.
Das ist so ohne weiteres nicht hinzubekommen – denn die wenigsten von uns tragen ihren Wert bewusst in sich, so dass sie weiter im Außen nach ihrem Wert suchen müssen. Es sind erstaunlich wenige, die sich vom Konsum-Wettbewerb nicht korrumpieren lassen – stattdessen sich dem widmen, was ihnen wirklich wichtig ist und Kraft gibt.
Und es sind noch weniger, die den Reichtum der anderen lassen können, ohne nicht doch ein bisschen zu stehlen, ohne nicht doch ein bisschen etwas zu fordern und „abhaben" zu wollen.
Bedingungsloses Grundeinkommen ?
Wofür ?
3. Jeder Mensch ist einzigartig – Vergleichen ist Vergiften
Der Erfolg, der Reichtum, die Wege anderer Menschen waren kein Maßstab für mich.
In dem Bewusstsein, dass jeder Mensch einzigartig ist, ist es offensichtlich, dass Weg und „Ausstattung" für jeden Menschen anders sein müssen.
Zu arbeiten ist für mich etwas Natürliches – kein Zwang – stattdessen eher „Wirken" oder „zum Ausdruck" kommen. Das, was hierfür zurück fließt, ist ein perfektes Echo dafür, ob ich am richtigen Platz stehe, das für mich richtige tue und dies zum Wohle aller in meinem Umfeld beiträgt.
Ein Mensch, der etwas hat, das er selbst für wirklich wichtig hält, setzt sich dafür ein. Schafft etwas in der Haltung des Dienens. Und wer dient – das heißt, aus eigener Kraft etwas schafft, das für andere wertvoll ist - wird auch einen Lebensunterhalt erwirtschaften.
Ich persönlich halte es für sehr gesund, sich morgens umzusehen in der Welt, in meiner Umgebung, und zu sehen, wo wer etwas braucht. Und genau zu wissen, worin mein Beitrag besteht, wer ich bin und somit auch wo ich gebraucht werde... Nicht weil ich Geld brauche. Sondern weil ich mein kostbares, endliches Leben so einsetzen möchte, wie es mir gemäß ist.
Dies alles kann ich aber nicht erkennen bei den Horden von Menschen, die sich in Berufsbilder und Aufgabenbeschreibungen zwingen lassen, die 2/3 ihres ebenfalls kostbaren und endlichen Lebens in ergebener Pflichterfüllung irgendetwas tun, das ihren Lebensunterhalt erzeugt. Die so abgestumpft sind, dass sie die Unsicherheit des Lebens fürchten und aufgehört haben sich zu fragen, was ihre Arbeit – und sei der Anteil noch so klein, noch so gut getarnt - tatsächlich in der Welt hinterlässt.
4. Angestellte sind Zombies – Arbeit und Kapital gehören zusammen
Für manche/n etwas unverständlich, habe ich mich standhaft geweigert, andere Menschen „anzustellen". Ich gehe davon aus,
- dass jeder Mensch etwas beitragen kann, dass „gleich wert" zu dem ist, was sein persönlicher Gegenüber beiträgt
- dass ein reflektierter Mensch bereit und in der Lage ist, Verantwortung für das zu übernehmen, was er tut.
Wenn ich mit einem anderen zusammenarbeiten will, dann auf Augenhöhe – also „gleich wert". Wenn ich von Anfang an das Gefühl habe, mein Gegenüber ist nur teil-fähig – warum sollte ich mich mit ihn zusammen tun ?
Und: Wenn Augenhöhe, dann doch auch in Chance und Risiko – oder ?
Menschen, die die Verantwortung für ihr eigenes Arbeitsergebnis nicht übernehmen wollen, sind nicht frei. Und umgekehrt gilt das auch: Menschen, die ihrem Gegenüber von vornherein den eigenen Gestaltungs- und Entwicklungsraum beschneiden, sind mit der angemaßten Verantwortung ebenfalls unfrei.
An diesem Punkt habe ich als Ökonomin und als Managementberaterin natürlich schon heftige Diskussionen hinter mir. Wie sollen größere Vorhaben ohne Hierarchie oder fremdes Kapital gestemmt werden ? Wie soll mit unterschiedlichen Ausbildungsgraden und individuellen Fähigkeiten umgegangen werden ?
... ich habe in meinem Buch „Die Strategie der Aufrichtigkeit" und in zahlreichen Fachartikeln Antworten hierauf gegeben und bleibe bei meiner Auffassung.
5. Mein Umfeld ist Teil von mir – und umgekehrt
Ich habe mich entschieden, es bei meiner deutschen Staatsbürgerschaft zu belassen, meinen Hauptwohnsitz hier zu behalten.
Mir sind die Regeln dieses Staates bekannt – parlamentarische Demokratie, Solidaritätsgedanke, kapitalistisches Leistungssystem, Steuerpflicht und Staatsgewalt. Mit meiner absichtsvollen Wahl – ich habe Alternativen und ich weiß, wofür ich mich für Deutschland entschieden habe – erkenne ich implizit die hier geltenden Regeln und Werte an.
Aber akzeptiere ich auch deren Beugung durch eine Elite ?
Erkenne ich auch an, dass wenige auf dem ganz hohen oder ganz niedrigen Trittbrett fahren – während viele sich ganz schön anstrengen, Werte und Regeln aufrecht zu erhalten ?
Ja.
All dies ist Resultat unser aller Verhalten, dass es ist, wie es ist. Dafür übernehme ich Mit-Verantwortung. Und ich arbeite seit 15 Jahren auf meine Weise daran, die Missstände verändern zu helfen.
Du auch ?
In der asiatischen Winterzeit, in der ich mich nun 15 Jahre aufhielt, habe ich festgestellt, dass Deutschland wirklich mein Lieblingsland ist, ein wirklich schönes Heimatland mit Jahreszeiten und Eichen, Tälern und vielen Seen, sogar Berge und Meer, einer schön tiefsinnigen Kultur und Geschichte, verdammt agilen Mitbewohner/innen – ja, wirklich ein tolles Land zum Leben. Also: Hier bin ich – natürlich bereit, mich an den Kosten für das Gemeinwesen zu beteiligen, nach besten Kräften.
45% meines Gesamteinkommens – tja, das ist eine ganze Menge. Da muss ich ganz schön ranschaufeln als One-Woman-Show, um die Ansprüche des deutschen Bürgertums mittragen zu können. Kann ich.
Aber, Freunde vom Finanzamt Steglitz – und andere Staatsdiener, die in ihrem ganzen Leben noch kein eigenes Geld investiert haben, um zur Wertschöpfung beizutragen: Was ich nicht kann, ist neben meiner eigentlichen Arbeit (Coaching, durchschnittlich 20h/Woche) und meiner uneigentlichen Arbeit (Bücher schreiben, Organisation der Auszeiten, Reisen zu Kongressen, Pflege von Kraftplätzen, Kräuterversand, unternehmerische Bürokratie ... durchschnittlich auch noch einmal 25h/Woche), mich permanent mit Ämtern auseinanderzusetzen, die mich alle Naselang zu volatilen Regeln vortanzen lassen.
Hier ist grad meine Grenze erreicht.
Doch ich werde mich nicht entziehen – durch Auswandern, Zusammenbruch oder Betrug.
Stattdessen werde ich weiter am Aufbau meiner persönlichen Kraft arbeiten und an der Kraft derer, die bereit sind, ihr GANZES Leben zu leben und in den Dienst aller zu stellen.
Aho.